Heute findet ein Gastartikel seinen Weg in den Fussball90 Blog. Ein sehr guter Freund schreibt ab und zu mal Artikel zu verschiedenen Themen aus der Fußballwelt. Heute widmet er sich der Pyrotechnik. Vielen Dank an dieser Stelle an Jochen.S!
Bengalische Feuer, Rauchbomben und andere Feuerwerkskörper finden immer häufiger den Weg in deutsche Fußballarenen. Vor allem in den Gästeblöcken der Republik kann man regelmäßig das Hinaufsteigen von Qualmmassen beobachten.
Manch einem geht beim Anblick der brennenden Leuchtkörper das Herz auf, andere fürchten sich davor und sehen sogar ein Risiko für die Gesundheit. Ob dieses Risiko berechtigt ist, darf bezweifelt werden. Dieser Bericht soll aber vor allem andere wichtige Fragen beantworten und zur Diskussion einladen.
Bundesweites Stadionverbot
Sollte das kontrollierte Abbrennen von Feuerwerkskörpern erlaubt werden oder ist es wie so oft der Reiz des Verbotenen was die Pyrotechnik hierzulande so populär werden lässt? Fakt ist, dass DFL und DFB nicht einen Gedanken daran verschwenden das Verbot aufzuheben. Im Gegenteil: Es werden immer härtere Strafen ausgesprochen. So muss man für das „Abbrennen von Pyrotechnik“ mit einem bundesweiten Stadionverbot rechnen. Damit wird dies vom DFB genau so stark bestraft, wie zum Beispiel: Diebstahl, Körperverletzung oder rechtsradikale und rassistische Handlungen.
Diese Tatsache bringt so manchen Fußballfanatiker zur Weißglut. Sie sehen die Strafen als übertrieben an und kritisieren die Begründungen der offiziellen Stellen.
Der Deutsche Fußballbund und die Deutsche Fußballliga verweisen immer wieder auf ein erhöhtes Verletzungsrisiko für alle Zuschauer und lassen daher erst gar keine Diskussion über eine Legalisierung aufkommen. Doch ist das Verbrennen von Handfackeln und anderer Pyro wirklich so gefährlich?
Im Jahre 2010 gab es beim torlosen Unentschieden zwischen dem VFL Bochum und dem 1. FC Nürnberg, sechs (teilweise schwer) verletzte Zuschauer nach einem Feuerwerk im Gästeblock. Ein sehr schlimmes Ereignis, welches auf die Unachtsamkeit der Nürnberger „Feuerteufel“ zurückzuführen ist. Wenn man allerdings die Anzahl der Pyroaktionen der letzten Jahre mit den Verletzten vergleicht, bleibt nicht mehr als ein sehr überschaubares Risiko.
So oder so ähnlich sehen es auch die zahlreichen Pyrobefürworter. Das Team von Pyrotechnik-Legalisieren macht sich stark, um einen sicheren Umgang mit Bengalischen Feuern etc. in die Stadien zu bekommen. Auf der Homepage schreiben sie: „ Denn aus Angst vor Bestrafung werden Bengalische Feuer teilweise vermummt und eingeengt zwischen vielen Fans sofort nach dem Zünden auf den Boden oder in scheinbar freie Bereiche geworfen, das erhöhte Gefahrenpotential gegenüber einem kontrollierten und legalisierten Abbrennen in der Hand ist offensichtlich.“ Deswegen bemühen sie sich um „Schaffung von Rahmenbedingungen für legales Abbrennen von Pyrotechnik in unseren Kurven“ und „Eigenverantwortung für Fanszenen und Vereine“.
Wie überwältigend die Begeisterung über die Pyrotechnik ist, kann man auch sehr deutlich bei Facebook sehen.
Die Gruppe „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ hat mittlerweile über 82.000 „Gefällt mir-“ Angaben.
Aber nicht nur einfache Fußballfans scheinen den Anblick von Rauchbomben und Bengalos zu genießen. Auch einige Profis haben sich schon mit diesem Thema befasst.
Kevin Großkreuz vom frisch gebackenen Doublegewinner Borussia Dortmund sagte in einem Interview mit der „Sport-Bild“: „Mein Vorschlag: Lasst Bengalos doch einmal im Monat zu – ganz offiziell, in Absprache mit dem Verein.“ Zwar nicht ganz freiwillig gab auch Deutschlands Nationalspieler Lukas Podolski eine Stellungnahme ab. Nach dem 2:0 Auswärtssieg des 1,. FC Köln in Hoffenheim tanzte Poldi mit freiem Oberkörper und einer rießigen Fahne vor den Kölner Anhängern. Der Aufdruck war der häufig erwähnte Satz „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ Später sagte er aber zum Express: „Ich dachte, das sei eine FC-Fahne. Ich habe nicht gesehen, was drauf steht…“
Jeder Fußballfreund hat sicher eine eigene Meinung zu diesem Thema. Dass bei Deutschlands beliebtester Sportart, die Pyrotechnik in nächster Zeit verschwindet, scheint sehr unwahrscheinlich.
Mit Spannung darf erwartet werden, wie der DFB weiterhin darauf reagieren wird. Muss man mit noch härteren Strafen rechnen oder versucht man mit der Legalisierung ein sicheres Abbrennen zu garantieren?